Gallery Cologne 05.05.–21.07.23

Das Fest unterbricht die Routine der Alltagswelt durch den Einbruch einer „ganz anderen Wahrheit“, wie es Mikhail Bakhtin am Beispiel des Karnevals gezeigt hat. Das Fest ist eine Institution, die Ungleichzeitigkeit und Andersheit ermöglicht und dabei festen Spielregeln unterliegt.

Die These vom Verfall echter Festlichkeit wird am radikalsten von den Festtheoretikern der sogenannten Ècole francaise des sociologie vertreten, die das echte Fest als alle Regeln verwerfende „kollektive Ekstase“ definieren. Demgegenüber hat insbesondere Roger Caillois in seinem L`Homme et le sacré die Festveranstaltungen der modernen Massengesellschaft als reine Manipulation und Perversion verurteilt. Als Urform des Festes hat das gemeinsame Mahl einen besonderen Stellenwert auch in dieser Ausstellung, die das Fest von zwei Seiten einzukreisen sucht. Steht auf der einen Seite das Mahl, so steht auf der anderen Seite das Spektakel in Gestalt des Jahrmarktes.

Wie die Ästhetik des Feierlichen, Gehobenen, der richtigen Form und des „leichten“ Lachens einem System festlicher Codes folgt, so ist die Karnevalisierung dieser Codes ein besonders ergiebiges künstlerisches Feld. Die Künstlerinnen und Künstler thematisieren in ihren Arbeiten das Fest mit seinem hohen Anspruch in seiner ganzen Fragwürdigkeit und Fragilität, als unzureichende Form zwischen Albernheit und Pathos, zwischen Unter- und Überfüllung, zwischen Aufschwung und Abgrund.

 

The feast interrupts the routine of the everyday world through the intrusion of a “completely different truth,” as Mikhail Bakhtin has shown using the example of carnival. The festival is an institution that enables non-simultaneity and otherness and is subject to fixed rules of the game.

The thesis of the decline of genuine festivity is most radically represented by the festival theorists of the so-called Ècole francaise des sociologie, who define the genuine festival as a “collective ecstasy” that rejects all rules. In contrast, Roger Caillois, in his L`Homme et le sacré, has condemned the festive events of modern mass society as pure manipulation and perversion. As the original form of the feast, the communal meal has a special place in this exhibition, which seeks to encircle the feast from two sides. If the meal stands on one side, the spectacle in the form of the fair stands on the other.

Just as the aesthetics of the solemn, the elevated, the proper form and the “light” laughter follow a system of festive codes, so the carnivalization of these codes is a particularly rich artistic field. In their works, the artists thematize the celebration with its high aspirations in all its dubiousness and fragility, as an insufficient form between silliness and pathos, between underfilling and overfilling, between upsurge and abyss.

 

PROGRAMM – MIT VORANMELDUNG

Das vollständige & aktualisierte Programm wird unter parrotta.de veröffentlicht.

 

Freitag, 2. Juni, 19 Uhr
Konzert: “Kommt ihr Stunden, macht mich frei”
Reflexionen über den 30-jährigen Krieg in Dichtung und Musik mit dem Ensemble Paper Kite mit Marie Heeschen – Sopran, Rafael Roth – Viola und Violine, Felix Schönherr – Cembalo und Orgel

 

Freitag, 9. Juni + 7. Juli, 19 Uhr
Führung mit Aperitivo
Mit Dr. Birgit Kulmer

 

Samstag 17. Juni 18 Uhr
Künstlerinnengespräch mit Clare Strand
„All that Hoopla“ – Chance Conversation
anschließend Burger und Pommes im Park

 

Samstag, 22. Juli, 19 Uhr
Drei Gänge, ein Gericht
Festbankett mit Sonja Alhäuser

 

Samstag, 12. August, Einlass ab 20 Uhr, Beginn nach Sonnenuntergang
Das Fest im Film
Open-Air Filmabend, zusammengestellt und auf dem Klavier begleitet von Daniel Kothenschulte

 

Am 19. – 20.5. und 26.7 – 5.8. ist die Ausstellung geschlossen.